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Anna Rieser / Dogville / Landestheater Linz

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Dogville ist ein Ort inmitten der Rocky Mountains. An einem Frühlingstag erreicht Grace zitternd und durchnässt das Dorf. Sie ist auf der Flucht, trifft zu ihrem Glück auf Tom, der den Plan hat, dass die Dorfbewohner der Fremden Schutz gewähren. Grace wird aufgenommen, dafür soll sie kleine Dienste für die Gemeinschaft verrichten. Als klar wird, dass die Polizei nach der Frau fahndet, kippt die Stimmung ...
Das Theaterstück nach dem berühmten Film ist eine Passionsgeschichte von geradezu biblischer Kraft, eine Anatomie der menschlichen Natur.

Vorstellungen am 5.12.,13.12.,18.12.,20.12., 11.01.,19.1.,25.1.30.1.,9.2.,17.2.,28.2.16.3.

Quelle Landestheater Linz

Inszenierung Stephan Suschke
Bühne Momme Röhrbein
Kostüme Angelika Rieck
Musik Bob Zabek
Dramaturgie Franz Huber

Erzähler Jan Nikolaus Cerha
Tom Edison Markus Pendzialek
Grace Anna Rieser
Thomas Edison Sr., Toms Vater Lutz Zeidler
Chuck Christian Taubenheim
Vera, Chucks Frau Ines Schiller
Ma Ginger Katharina Hofmann
Bill Henson Julian Sigl
Liz Henson, Bills ältere Schwester Theresa Palfi
Jack McKay Sebastian Hufschmidt
Ben Benedikt Steiner
Martha Eva-Maria Aichner
Fahrer / Polizist Horst Heiss
Der große Mann Vasilij Sotke
Mr. Henson, Vater von Liz und Bill Joachim Wernhart

Kritik vom oberösterreichischen Volksblatt
Anna Rieser ist eine wunderbare Grace. Sie verblüfft in ihrer Zerbrechlichkeit, in ihrer Liebe und Hingabe, letztlich in ihrer Härte. Markus Pendzialek als Tom überzeugt, indem er ihr (bedingt) selbstlos zur Seite steht. Er sei der einzige Mann im Dorf, der nicht mit ihr geschlafen habe, ärgert er sich. Bösartig zerschlagen keifende Weiber die geliebten Porzellanfiguren von Grace, ihre Seele. Mehr als zehn Erwachsene und ein paar Kinder tummeln sich auf der Bühne … Ein starkes Ensemble in einer an die Nieren gehenden Inszenierung über jene vor die Hunde gehende Moral, die der Menschheit innewohnt.


Kritik aus den OÖNachrichten vom 2.12.
LINZ. Lars von Triers neuer, eben bei uns angelaufener Film "The House That Jack Built" zeigt einen Serienmörder bei seiner Arbeit.
Sein 15 Jahre alter Film "Dogville" ist weniger blutig, doch um nichts optimistischer: Er trägt Schicht für Schicht die harmlos wirkende Fassade von Durchschnittsmenschen ab, um zum Kern ihres Wesens vorzudringen. Seit gestern ist "Dogville" am Landestheater Linz zu sehen.

Ästhetisch ist dieser Genretransfer eine größere Herausforderung als bei anderen Dramatisierungen, bedient sich der Film "Dogville" doch der Mittel des Brecht'schen Theaters: Stilisierung und Reduzierung statt Nachahmung. Die Geschichte einer einsamen Kleinstadt in den Rocky Mountains, in der eines Tages eine von Gangstern gejagte schöne, junge Frau wie ein Meteorit einschlägt (im Film spielte Nicole Kidman die Rolle), wird von einem Erzähler als Parabel präsentiert und in einer dunklen Halle mit weiß markierten Schauplätzen und dem denkbar geringsten Aufwand an Kulissen und Requisiten gefilmt.

Der Linzer Schauspielchef Stephan Suschke hat sich für seine Umsetzung für etwas mehr Bühnenrealismus entschieden. Momme Röhrbein deutet auf der Drehbühne ein pittoreskes Kleinstadtidyll an, das, wäre da nicht ein großes, halb verblichenes, für Shell werbendes Billboard, verdammt an Thornton Wilders "Our Town" erinnern würde. Zu diesem Eindruck trägt auch der am rechten Bühnenrand postierte Erzähler (Jan Nikolaus Cerha) bei, während links ein Gitarrist (Bob Zadek) das Geschehen live begleitet. Die Geschichte beginnt ganz harmlos: Grace, von Anna Rieser anfangs ganz naiv und weltfremd gespielt, wird - dazu animiert vom jungen Dichter Tom (Markus Pendzialek) - von den Dorfbewohnern versteckt und aufgenommen. Doch es wäre nicht Lars von Trier, wenn die Idylle nicht sehr bald Risse bekäme.

"Dogville" ist ein Ensemblestück. Elf Stimmen werden gezählt, wenn in dem verschlafenen, abgeschiedenen Dorf über Graces Wohl oder Verdammnis abgestimmt wird, dazu kommen noch Kinder. Es ist - abgesehen von Rieser, die sich unter den Drangsalierungen der Bewohner zur Schmerzensfrau steigert - kein Abend der virtuosen Schauspieler, sondern eine geschlossene Ensembleleistung, mit der sich in eindreiviertel Stunden in zunehmender Intensität zweierlei vermittelt: Darauf zu vertrauen, dass der Kern der Menschen gut ist, kann sich als Irrglaube herausstellen, den man bitter bezahlen muss. Und: Auch drastische Veränderung kommt in kleinen Schritten. Nur so kann, was gestern noch unvorstellbar schien, morgen schon ganz normal wirken. Nicht nur in "Dogville" will man durch den Verzicht auf irritierende Handlungen keine schlafende Hunde wecken, sondern lässt seine Mitmenschen langsam und fast unmerklich vor die Hunde gehen.

Zu Recht gab es am Ende der Premiere viel Applaus, der von der Hauptdarstellerin schließlich zur Verlesung eines Aufrufes unterbrochen wurde. Sie erinnerte an die beabsichtigte Aufkündigung des Subventionsvertrages durch die Stadt Linz und forderte die Zuschauer auf: "Lassen Sie sich von Herrn Bürgermeister Luger Ihr Theater nicht wegnehmen!" Von den im Foyer aufliegenden Unterschriftenlisten wurde anschließend reger Gebrauch gemacht. Die außerdem laufende Onlinepetition wurde bisher von über 10.800 Menschen unterzeichnet.











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