Mit ihren Aussagen zu #metoo hat Nina Proll viele Menschen verärgert. Ihr Drehbuchdebüt "Anna Fucking Molnar" ist Grund zur Freude.
Trailer zu Anna Fucking Molnar
Entschuldigung, es ist eine Zumutung: Vor der eigenen "Reigen"-Premiere den Liebsten (gespielt von Gregor Bloéb) in der Garderobe beim Pudern erwischen und zwar nicht seine Wangerln, sondern das "Süße Mädel" (Alma Hasun), das bringt die größte Diva aus der Fassung. In "Anna Fucking Molnar" jedenfalls schmeißt Theaterstar Anna Molnar (Nina Proll) daraufhin die Nerven weg und ein paar Tabletten in ihren Beruhigungswhisky. Und kippt dann auf der Bühne dermaßen fulminant um, dass der fesche Brandschutzbeauftragte Christian (Murathan Muslu) sie ins Spital bringen muss. Die Premiere ist gelaufen.
Ihr Partner jedoch ist nicht voll Reue, sondern leider auch Regisseur und wirft sie raus, aus seinem Haus und aus dem Stück. 30.000 Euro Schulden hat sie jetzt, und so bleibt Anna nichts anderes übrig, als wieder bei ihrem Papa Wolf (Uwe Ochsenknecht) einzuziehen. Der ist allerdings selbstdiagnostiziert sexsüchtig, betrügt seine Frau Barbara (Nadeshda Brennicke) seit ihrer Busenoperation nach Strich und Faden. Für Anna ist er ein verständnisvoller Zuhörer, aber die ist inzwischen zu alt, um sich vom Papa aushalten zu lassen, und sucht dringend einen Job, egal was, sogar Zauberassistentin, sogar Fernsehen, sie will nur die Schulden loswerden.
Seltsamerweise kommt ihr aber ständig der hübsche Brandschutzbeauftragte von neulich unter, mit dem sie gern Spontansex hätte. Der aber kann nicht, weil frisch getrennt, voll Vatersorge und Liebeskummer, lauter Dinge, die sich für einen kantigen Feuerwehrmann nach dessen Selbstverständnis eigentlich nicht gehören.
"Anna Fucking Molnar" ist das rasante Drehbuchdebüt von Nina Proll, Regie führte Sabine Derflinger. Die beiden Frauen haben bei den "Vorstadtweibern" erfolgreich zusammengearbeitet, dies ist der erste gemeinsame Kinofilm. Und so kränkend und unsolidarisch die öffentlichen Auftritte der Frau Proll zum Thema sexuelle Übergriffe in den vergangenen Wochen waren, so verärgert selbst die aufrecht feministische Regisseurin Derflinger über Prolls Aussagen war, Frauen möchten Grapschereien doch bitteschön als Kompliment auffassen, so wenig soll dieser Konflikt nun dem Film schaden.
"Is doch a super Werbung! Es gibt keine schlechte Presse." Es drängt sich hier auf, Annas Papa aus dem Film zu zitieren, und vielleicht stimmt das sogar. Doch gebraucht hätte "Anna Fucking Molnar" das unwürdige Theater nicht, denn sie ist geradezu singulär unterhaltsam in der österreichischen Kinolandschaft. Es ist ein warmherziger, witziger Film, und einer, der die Grenze zwischen willkommener Anmache und erniedrigendem Übergriff im Unterschied zur Autorin ganz genau versteht. Endlich einmal darf der fantastische Murathan Muslu (bekannt aus Stefan Ruzowitzkys "Die Hölle") die romantische Hauptrolle spielen, für die er gemacht ist. Robert Palfrader als patscherter Psychologe, Franziska Weisz als sympathische Ex, Nadeshda Bren nicke als herzzerreißende Betrogene und Uwe Ochsenknecht als zerbrechlicher Frauenheld, alle geben mit Spielfreude und Gespür für Komödie in teils unmöglichen Akzenten ihr Bestes. "Haneke is es ned", wie Annas Agent über ihr Engagement für den verschwitzten TV-Schinken "Mätresse wider Willen" sagt, und das gilt auch für diesen Film. Aber wer erträgt schon allabendlich Haneke.
Quelle: Salzburger Nachrichten / Magdalena Miedl
